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"mit etwas Glück ist sogar der Ausgleich drin", "Als der Trainer der A-Jugend unfassbar stolz"

Maik, erst einmal Glückwunsch zum Debüt an der Seitenlinie der Männermannschaft!
Wie kam es eigentlich dazu?

Vielen Dank! Die Männermannschaft und die A-Junioren trainierten über die Saison schon oft gemeinsam und wir sind auch im regen Austausch. Da Coach Keller gegen seinen ehemaligen Verein selbst auf dem Feld stehen wollte und die Junioren ihre Saison bereits beendet haben, kam mir die Idee. Nach Absprache wurde mir dann die Chance gegeben, die Jungs eine Woche vorzubereiten und das mit komplett freier Hand. Für diese Erfahrungen und das Vertrauen möchte ich mich herzlich bei allen Beteiligten bedanken.

Was kann man unter „komplett freier Hand“ verstehen? Was war dein Ansatz?

Mit Blick auf die Tabelle wird eines schnell klar: die defensive Stabilität sollte im Fokus der Trainingsarbeit liegen. So habe ich das System angepasst auf jenes, welches meine A-Junioren erfolgreich spielen. Wir haben die Trainingseinheiten von A-Junioren und Männermannschaft zusammengelegt und viel Zeit in Trainingsspiele investiert. Ziel war es, Abläufe zu festigen und über sofortiges Eingreifen Fehler deutlich zu benennen. So konnte man dann in der zweiten Einheit bereits deutliche Fortschritte erkennen. Der zweite Punkt lag darin, die Jungs mental etwas aufzubauen, um mit einem gesunden Selbstvertrauen zu spielen. Dies ist nach so einer ernüchternden Saison selbstverständlich etwas schwierig, innerhalb einer Woche umzusetzen. Drittens: neue Impulse! Eingefahrene Abläufe aufbrechen und neue Reize setzen, um den Kopf wieder mehr zu aktivieren.

… und dann kam der Spieltag, nimm uns mal mit auf den Weg bis ins Spiel!

Wenn es denn „nur“ der Spieltag wäre! (lacht) Die Vorbereitungen im Kopf laufen eigentlich kontinuierlich. Am Vortag sammle ich dann alle Gedanken und bringe diese auf Papier. Gern beobachte ich Gegner, um meine Mannschaft besser einstellen zu können, was in diesem Fall in der Kürze der Zeit nicht möglich war. Ich bereite die Taktiktafel und Aufstellung je auf meinem Tablet vor, manchmal ist auch die ein oder andere Animation dabei, um bestimmte Szenarien noch deutlicher darstellen zu können. Zurück zum Spieltag: Gut 2 Stunden vor Anpfiff bin ich an der Jahnbaude angekommen. Als erstes bereite ich das Warm-up vor. Dabei höre ich Musik und bereite mich gedanklich auf die sportliche Aufgabe vor. Im Anschluss organisiere ich (teilweise mit Hilfe) alles, damit die Spieler sich auf das Sportliche konzentrieren können. 75 Minuten vor Anpfiff bitte ich das Team in den Besprechungsraum. Bei Wasser und Obst zeige ich den Jungs auf dem Screen, was ich mir für das Spiel vorstelle und wir nehmen den letzten taktischen Feinschliff vor. Im Anschluss ziehen die Jungs sich um. Beim Spiel der Männermannschaft habe ich versucht, durch eine andere Erwärmung neue Impulse zu setzen. Bei der Erwärmung habe ich nur motivierend und im Zeitmanagement eingegriffen. Anschließend sind die Jungs selbstständig in die Kabine und haben sich dort die letzte Motivation geholt. Für mich als Trainer ist das in besonderen Spielen immer die quälendste Zeit, da ich mich selbst nochmal hinterfrage, ob das Team bestmöglich vorbereitet ist.
Für dieses Spiel habe ich mir vorgenommen, sehr aktiv zu coachen, die Jungs immer wieder anzutreiben und korrigierend einzugreifen, da diverse Abläufe noch nicht so sitzen können, wie bspw. nach einem halben Jahr gemeinsamen Training. So habe ich gerade in der ersten Hälfte viel gerufen und versucht zu helfen.

Wie zufrieden bist du mit der abgerufenen Leistung der Mannschaft?

Sehr! Wir haben es in kürze der Zeit geschafft wesentlich kompakter zu stehen als in den Spielen zuvor. Die Mannschaft hat geschlossen verteidigt und von der ersten bis letzten Minute leidenschaftlich gekämpft. Bei den äußeren Bedingungen (30° Grad und Sonnenschein, Anm. der Redaktion) ziehe ich dafür meinen Hut! Ebenso stolz macht mich die Tatsache, dass die Mannschaft den frühen Rückstand ohne Probleme weggesteckt hat und der Linie treu geblieben ist. Für mich ist das nach 5 Spielen mit je 4 oder mehr Gegentoren keine Selbstverständlichkeit. So hatte der Gegner mitunter mehr Probleme, sich Chancen herauszuspielen als vorher vermutet, was auch lauthals auf dem Platz kundgetan wurde und uns motivierend unterstützte. Nach vorn hätten wir in der ersten Halbzeit ein paar Aktionen konsequenter zu Ende spielen können, aber für einen detaillierten Offensivplan war in dieser einen Woche keine Zeit. Das unglückliche 0:2 in der 56. Minute machte mir etwas Bauchschmerzen, mit der Angst, die Jungs fallen wieder auseinander. Aber auch hier wurde konsequent weiter gemacht und jetzt nach vorn auch mutiger agiert, ohne die defensiven Pflichten zu vernachlässigen. So konnten wir 15 Minuten vor Ultimo nochmal auf 1:2 verkürzen und mit etwas Glück bzw. mehr Konsequenz ist sogar der Ausgleich drin. Eine Sache möchte ich noch erwähne: wir haben mit drei A-Junioren in der Startelf gespielt! Es macht mich als langjährigen Trainer der Jungs unfassbar stolz, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Aufgabe angenommen und umgesetzt wurde. Gerade die Viererkette bestand zur Hälfte aus A-Junioren. Toll!

Thema A-Junioren: Ihr habt ja eine äußerst erfolgreiche Saison gespielt, war der Aufstieg in die Landesklasse das Ziel und wie bewertest du die Spielzeit?

Nein, meiner Meinung nach ist es den Jungs gegenüber nicht fair, einen Aufstieg als Ziel auszurufen, da man vor einer Saison nie genau weiß, was die Gegner machen und wie man sich selbst entwickelt. Ziel war es ganz klar, dass man eine Handschrift erkennt und dass die Jungs zur Rückserie stabilen und gut anzusehenden Fussball spielen. Im Juniorenfussball sollten die Trainer Ziele setzen, welche ganz allein in der Hand der Mannschaft liegen, was bedeutet, ohne auf Gegner einzugehen, dass eigene Spiel stetig zu verbessern. Wenn ein Gegner sich super entwickelt oder Verstärkungen bekommt und einfach talentierter oder besser ist, kann man das nicht beeinflussen. Wenn ich auf unsere Spielzeit zurückblicke, lief vieles einfach perfekt für uns. Das Team hat sich schnell gefunden, die Ergebnisse stimmten von Anfang an, auch wenn es fussballerisch hier und da mal geklemmt hat. Wir konnten verschiedene, wichtige Erfahrungen sammeln, welche uns vom Mindset extrem entwickelt haben. Rückstände, knappe Spiele als deutlicher Favorit oder sogar der unnötige Punktverlust in der Hinserie. Aber der vielleicht wichtigste Punkt ist die Lernbereitschaft und der Trainingsfleiß, so konnten wir immer mit durchschnittlich 18-20 Spielern trainieren! Und jetzt geht auch für mich ein kleiner Traum in Erfüllung, mit welchem ich nicht gerechnet habe: Landesklasse mit den Jungs, Wahnsinn!

Wenn ich das richtig verstehe, bleibst du also Trainer der A-Junioren?

Ja genau, mein Wunsch war es immer, dass ich irgendwann gut ausgebildete Spieler an den Männerbereich heranführe. Nun haben die ersten Jungs bereits Erfahrungen sammeln dürfen, genial! Aber dennoch werden alle Spieler die kommende Saison bei den A-Junioren bleiben und dort unsere Farben in der Landesklasse vertreten. Zur Spielzeit 2024/25 wird es dann seit sehr langer Zeit wieder selbst ausgebildete A-Junioren geben, welche in den Männerbereich aufrücken werden!

Auch wenn noch eine Saison dazwischen liegt, auf was dürfen wir uns freuen?

Auf technisch und taktisch solide ausgebildete Jungs, welche Bock auf den Sport haben! Vor allem aber auf Spieler mit echter „USG-DNA“, welche den Verein lieben und leben. Nicht wenige davon darf ich bereits seit der E-Jugend trainieren. Trotz Anfragen höherklassiger Vereine haben sich die Jungs für unseren Weg entschieden und wollen gerade mit Hinblick auf den Männerbereich etwas Nachhaltiges aufbauen!

Das klingt sehr interessant, eine gewisse Vorfreude ist da. Möchtest du noch etwas loswerden?

Ja, ich möchte mich nochmal beim kompletten Männerbereich für das Vertrauen und die in Anbetracht der Möglichkeiten hervorragende Umsetzung meiner Ideen bedanken.
Dazu möchte ich mich bei allen Unterstützern der A-Junioren bedanken, welche diesen Erfolg genauso mitverdient und zu verantworten haben!

Vielen Dank für das Interview und maximale sportliche Erfolge!

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